Nachhaltigkeit als gemeinsames Ziel

Kreislaufwirtschaft als strategischer Schlüssel

Die Verpackungsindustrie steht an einem Wendepunkt. ­Angesichts wachsender Umwelt­belastungen, knapper ­werdender Rohstoffe und steigender Anforderungen ­seitens Politik, Gesellschaft und Märkten gewinnt die Ent­wicklung nachhaltiger Verpackungs­lösungen zunehmend an strategi­scher Bedeutung.

Fossil-basierte Verpackungsmaterialien verursachen ­entlang ihres gesamten Lebenszyklus erhebliche Treibhausgasemissio­nen. Gleichzeitig belasten Verpackungsabfälle natürliche Sys­teme, etwa durch Mikroplastik und haben Einfluss auf die Gesundheit. Hinzu kommen wachsende Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit zentraler (endlicher) Ressourcen, was entsprechende Auswirkungen auf Kosten und Lieferketten hat.

Im Zentrum der notwendigen Trans­formation steht die Kreislauf­wirtschaft. Anstelle linearer Systeme, bei denen Verpa­ckun­gen nach Gebrauch zu Abfall werden, gilt es, ­Materialien möglichst lange im Umlauf zu halten. Und das auf eine Weise, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch wirtschaftlich tragfähig ist. Die Prinzipien folgen dabei einer Hierarchie: Elimi­nierung durch Produktdesign (1), Reduktion von Material und Leerraum (2), Wiederverwendung (3), Substitution durch umweltfreundliche Materialien wie Mono­materialien oder biobasierte und biologische abbaubare Alternativen (4) und letztlich Recy­­cling (5). Recycling steht bewusst am Ende dieser Reihenfolge, da es im Vergleich zu vorgelagerten Strategien häufig mit einem höheren Energie­verbrauch verbunden ist. Ein nachhaltiges Wirt­schaften ist Teil der unter­nehmerischen Verantwortung und kann mithilfe der Methoden der Kreislauf­wirtschaft erfüllt werden.

Viele Unternehmen, insbesondere mit interna­tionaler Ausrich­tung, orientieren sich längst an globalen Standards in Richtung Kreislauffähigkeit. Der eigentliche Hebel liegt jedoch nicht in der reaktiven Erfüllung einzelner Anforderungen, sondern im vorausschauenden, systemischen Denken in Stoffkreisläufen. Der Fokus liegt dabei auf Ressourcenerhalt und Wertschöpfung über die gesamte Lebensdauer hinaus. Mit der EU-Verordnung zu Verpackung und Verpackungsabfällen (PPWR) wurde ­zudem ein verbindlicher Rechtsrahmen geschaffen, der auch für Schweizer Unternehmen relevant ist, die in den ­europäischen Binnenmarkt exportieren oder Teil internationaler ­Liefer­ketten sind.

Neben regulatorischer Einhaltung und ökologischen ­Vorteilen bietet eine zirkuläre Verpackungswirtschaft auch wirtschaft­liches Potenzial. Sie ermöglicht es, Kosten zu senken, Ab­hängig­keiten von Primär­rohstoffen zu verringern und die Ver­fügbar­keit zentraler Materialien langfristig zu sichern. ­Unternehmen, die diese systemischen Schwachstellen gezielt adressieren, schützen nicht nur ihre eigene Wertschöpfung, sondern erhöhen ihre Wettbewerbsfähigkeit. Studien wie The New ­Plastics Economy (Ellen MacAthur Foundation) zeigen, dass weltweit jährlich bis zu 120 Milliarden US-Dollar an Verpackungswert durch kurzlebige Nutzung verloren gehen. Durch geschlossene Materialkreisläufe lässt sich dieser Verlust deutlich reduzieren.

Eine Transformation erfordert Mut, Weitblick und Investitio­nen in zukunftsfähige Strukturen. Die Branche ist gefordert, hinter die gewohnten Fassaden zu blicken und auch mal um die Ecke zu schauen, um bislang ungenutzte Potenziale für eine nachhaltige Produktion zu erkennen. Viele Unternehmen zeigen bereits, dass sich ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschliessen. Im Gegenteil, die Kreislaufwirtschaft eröffnet konkrete Chancen, um unternehmerische Resilienz zu stärken, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und den steigenden Erwartungen an nachhaltiges Wirtschaften gerecht zu werden.

Als ältester Schweizer Wirtschaftsverband begleitet öbu Unternehmen dabei, Nachhaltigkeit strategisch im Kerngeschäft zu verankern. Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft zeigt dabei klar, dass ökologische Transformation und ökonomische Tragfähigkeit sich verbinden lassen. In der Bauwirtschaft haben wir bereits umfassend erprobt, wie Materialien über die Nutzungsphase hinaus als Rohstoffe erhalten bleiben können (mit wirtschaftlichem und ökologischem Nutzen).

Dasselbe gilt für Verpackungen: Sie sollten nicht als Abfall enden, der Umwelt und Gesundheit belastet, sondern als wertvolle Ressource im Kreislauf geführt werden. Ein systemischer Umgang mit Materialien eröffnet Unternehmen die Chance, nachhaltig, widerstandsfähig und auch wettbewerbsfähig zu wirtschaften.

Autorin: Luna Sonia Sagasser, öbu – Verband für nachhaltiges Wirtschaften