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Zweites Leben für Getränkekartons – wie Recycling neue Märkte schafft
Getränkekartons bestehen zu rund drei Vierteln aus Papierfasern (75 Prozent), ergänzt durch Kunststoff (21 Prozent) und Aluminium (4 Prozent). Werden sie recycelt, werden die Fasern zu Produkten wie Kartonverpackungen oder Küchenpapier aufbereitet. Aus dem Kunststoff-Aluminium-Gemisch, auch PolyAl genannt, entstehen innovative Produkte wie Spritzgussartikel (beispielsweise Kisten oder Paletten) aber auch Folien.
Die Nachfrage nach recycelten Papierfasern aus Getränkekartons besteht schon seit vielen Jahren, der Markt für PolyAl-Rezyklate sei hingegen «noch ein sehr junger und innovativer Markt, der stark von den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wie dem Ölpreis, abhängig ist», ordnet Michael Brandl von The Food& Beverage Carton Alliance (FBCA) ein. Derzeit sei importierter Virgin-Kunststoff, also neu produziertes Material auf Rohölbasis, oftmals günstiger. Das erschwere die Marktdurchdringung.
Dennoch werden laufend neue Anwendungsfelder erschlossen, insbesondere im Bereich hochwertiger Kunststoffprodukte. Dies zeigte sich laut Brandl beispielsweise auf der diesjährigen Plastics Recycling Show Europe in Amsterdam, wo neben diversen klassischen Spritzgussprodukten oder Folien sogar Formteile für Autos oder 3D-gedruckte Designermöbel aus recyclierten Getränkekartonbestandteilen zu sehen waren.
Gesetzliche Vorgaben zur Rezyklatnutzung existieren für Hersteller bisher nur vereinzelt. Im Hinblick auf die Ziele der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) wird ab 2030 jedoch eine bedeutende Veränderung erwartet. Diese sieht vor, dass nur noch solche Verpackungen auf die Binnenmärkte dürfen, die mindestens 10 bis 35 Prozent Rezyklate enthalten.
Die Entwicklungen beim Getränkekarton-Recycling sehen vielversprechend aus. Deshalb setzt sich der Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz für eine schweizweite Sammlung ein, mit dem Ziel, bis 2030 eine Recyclingquote von mindestens 70 Prozent zu erreichen.
