PPWR und die Schweiz

Der Gamechanger, den keiner ignorieren kann

Stell dir vor, du bist auf einer Party, und plötzlich gelten neue Regeln. Wer nicht im richtigen Outfit erscheint, darf nicht rein. Genau das passiert gerade mit Verpackungen – nur dass der Gastgeber die EU ist und die neuen Spiel­regeln PPWR heissen. Und ja, auch wenn die Schweiz nicht zur EU gehört, wird es höchste Zeit, dass Schweizer Unternehmen in der Verpackungsbranche ihre Garderobe checken. Denn wer mitspielen will, muss mitmachen.

Die Verpackung wird zum Produkt

Die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) verändert die Spielregeln im Umgang mit ­Verpackun­gen und verpackten Produkten radikal. Verpackungen sind nicht mehr nur Hüllen, sondern unterliegen strengen rechtlichen Anforderungen, die direkten ­Einfluss auf Geschäftsprozesse haben. Recyclingfähigkeit, Mate­rial­vorgaben, Kennzeichnungspflichten und detaillierte Berichtspflichten – alles wird reguliert. Wer in der EU ­verpackte Produkte verkaufen will, muss die PPWR-Anforderungen erfüllen.

Die PPWR ist bereits in Kraft getreten – und sie wird den Markt grundlegend verändern. Es gilt: Nicht abwarten, sondern handeln!
André Gierke Geschäftsführender ­Gesellschafter EPR compact GmbH & Co. KG

Warum betrifft das Schweizer Unternehmen?

Klar, die Schweiz ist ein Drittland – aber Schweizer Pro­dukte werden in die EU exportiert. Und genau hier wird es relevant: Die PPWR unterscheidet nicht zwischen einem EU- oder einem Nicht-EU-Unternehmen, sondern zwischen jenen, die Verpackungen in der EU auf den Markt bringen. Schweizer Unternehmen nehmen dabei verschiedene Rollen ein: Erzeuger: Wer eine Eigenmarke hat, die in der EU ver­trieben wird, gilt als Erzeuger und muss sicherstellen, dass die Verpackungen PPWR-konform sind. Hersteller: Je nach Vertriebskanal und Verpackungs­art könnten Schweizer Unternehmen als sogenannte Her­steller im Ware empfangenden Mitgliedstaat erachtet werden. Dies gilt insbesondere für den Fall des Vertriebs an Endnutzer. Lieferanten und Verpackungsdienstleister: Die Schweizer Verpackungsindustrie ist stark - nicht nur mit Blick auf erfolgreiche Eigenmarken, sondern auch mit Blick auf Lieferanten und Verpackungsdienstleister. Ihre Kunden müssen in der EU PPWR-konforme Verpackungen ein­setzen. Wer als Lieferant seine Kunden nicht befähigt, riskiert, dass sie sich andere Partner suchen. Compliance ist keine Option, sondern die Eintrittskarte in den EU-Markt – und eine Chance, sich als zuverlässiger Partner zu positionieren.

Was müssen Unternehmen jetzt tun?

Verpackungsstrategie anpassen: Die PPWR stellt konkrete Anforderungen, unter anderem an Materialien und Recy­clingfähigkeit. Unternehmen sollten ihre Verpackungen ­daraufhin überprüfen und notwendige Anpassungen einleiten. Technische Dokumentation & DoC sicherstellen: Verpa­ckun­­gen müssen ein Konformitäts­bewertungsverfahren durchlaufen. Ohne Konformitätserklärung (DoC) kein Marktzugang. Kennzeichnungs- und Informationspflichten verstehen: Ein­heitliche Labels für Recyclingfähigkeit und Materialzusammensetzung werden Pflicht. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Verpackungen korrekt gekennzeichnet sind. Compliance als Service denken: Wer Verpackungen oder Verpackungsdienstleistungen anbietet, sollte sich nicht nur auf die eigene Einhaltung konzentrieren, sondern auch seine Kunden unterstützen. «Compliance as a Service» kann ein Wettbewerbsvorteil sein. Die PPWR ist keine Empfehlung, sondern eine Marktzugangsvoraussetzung. Ohne konforme Verpackungen gibt es keinen Marktzugang – und damit auch keine Geschäfte mit der EU. Zusätzlich drohen ­Sanktionen, Produktrückrufe aufgrund nicht-konformer Verpackun­gen und hohe Umstellungskosten, wenn die Anforde­rungen zu spät umgesetzt werden. Wer sich nicht recht­zeitig vorbereitet, riskiert Wettbewerbsnachteile und den Verlust von Kunden.

Fazit: Jetzt die Weichen stellen!

Die PPWR ist bereits in Kraft getreten – und sie wird den Markt grundlegend verändern. Erste Anforderun­gen gelten ab dem 12. August 2026. Auch für Schweizer Unternehmen heisst das: Nicht abwarten, sondern handeln. Wer die Anforderungen versteht, Verpackungen frühzeitig anpasst und Kunden als Partner unterstützt, sichert sich nicht nur den Marktzugang, sondern auch einen strategischen Vorteil in einem Markt, der Nachhaltigkeit nicht mehr als Option, sondern als Pflicht sieht.

Autor: André Gierke, Geschäftsführender Gesellschafter EPR compact GmbH & Co. KG, Hilter am Teutoburger Wald